Atheismus als
Befreiung des Ich

 

Auszüge aus einem Interview, das Paul Schulz, der Autor des Buches CODEX  ATHEOS — Die Kraft des Atheismus, dem Humanistischen Pressedienst am 02.02.2010 gegeben hat.

▼ Erst wenn sich der Mensch loslöst von einem Gott als der höchsten religiösen Autorität, befreit sich der Mensch von größtmöglicher Fremdbestimmung, nimmt er sich heraus aus der göttlichen Bevormundung, entwickelt er sich zu einem sich selbst bestimmenden und verantwortenden Individuum. Er wird ein autonomer Mensch. Diese Autonomie ist die Befreiung des Ich!

▼ Ich habe die Vorgabe einer absoluten göttlichen Autorität — so oder so — für mich letztlich rein rational abgeschafft. Ich brauche keinen Gott, keine Höchstautorität in persona, die mir vorschreibt, wie ich zu denken habe. Ich ziele in allem, was ich denke und tue auf individuelle Autonomie und Selbstverantwortung.

▼ Ich gestehe jedem Menschen seine Religion zu. Religion ist Privatsache — „res privata“, wie die alten Römer sagten. Dieses Recht ist ein Grundrecht unseres säkularen Staates, erfunden und geschützt gerade auch von Atheisten. Etwas völlig anderes ist die Machtentfaltung und Einflussnahme der institutionalisierten Religion(en) in unserer Gesellschaft. Dabei geht es um die „res publica“, um die religiösen Machteinflüsse auf unsere säkulare Gesellschaft und unseren säkularen Staat.

▼ Es ist völlig egal, was irgendein Bischof sagt. Bischof ist kein demokratisches Amt. […]. Als Atheist akzeptiere ich keinen Einfluss der Kirche oder institutioneller Religionen auf unseren Staat und unsere Gesellschaft. Ich wehre mich dagegen, dass unsere Kinder in den säkularen Schulen religiösen Glaubensunterricht bekommen.

▼ Ich glaube, dass der Mensch sehr wohl in eigener Verantwortung leben kann — ohne Kirche, ohne Religion, ohne Gott. Viele Menschen tun das. Sie verstehen ihr Leben vor dem Tod als ihr einziges Leben. Sie versuchen, dieses Leben bestmöglich zu gestalten. Sie setzen sich Ziele, geben sich selber Sinn, erfüllen Pflichten. Sie haben Freunde, genießen die Freuden in der Vielfalt und Schönheit des Daseins. Zugleich wissen sie um den Tod als das ganz natürliche Ende des Lebens — für immer. Ihren Tod verstehen sie als das Nichts, in dem — ohne allen Schrecken — ewiger Frieden herrschen wird.

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