Nachruf auf Volker Radek

Frankfurt, Bad Homburg (SHEs kommt in einem erfüllten, selbstbestimmten Leben vor, dass das Gefühl übermächtig wird, dass es genug sei. Eine akute Verschlechterung des Gesundheitszustands unseres Gründungsmitglieds Volker Radek konnte zunächst noch erfolgreich bekämpft werden. Einen Routineeingriff, der für die seit Anfang des Jahres notwendige Dauerdialyse erforderlich gewesen wäre, lehnte er dann jedoch – selbstbestimmt – ab. Er starb am 11. August 2012 im Alter von 56 Jahren.

Eine bereits 2000 diagnostizierte Krebserkrankung ließ Volker sein »neues Leben« suchen, das er unter anderem mit Reisen in Europa füllte und unter Sommersuche dokumentierte. Zu Weihnachten 2006 schenkte er mir das »Manifest des evolutionären Humanismus«, mit der Widmung, ich möge mich von dem »leicht sperrigen Buchtitel« nicht von der Lektüre abhalten lassen. Ich verschlang das Buch geradezu, und wir beschlossen, für ein Leben ohne Götter, Geister und Dämonen zu werben.

Die Gründung der ersten Regionalgruppe der Brights konnte Volker im Regionalsender Rhein Main TV ankündigen. Mit Info-Ständen (»Kennen Sie schon die Frankfurter Gottlosen-Initiative?«), Flyern, aktiver Teilnahme an den verschiedensten Veranstaltungen wurde auf ein naturalistisches Weltbild aufmerksam gemacht. Schließlich »evolvierten« die Brights-Rhein-Main zu den Säkularen Humanisten, bei deren Gründungssitzung 2008 in Frankfurt er einer von neun Gleichgesinnten war. Nicht nur direkt vor Ort, sondern auch wenn er auf Reisen war, gelang es ihm, unsere Arbeit prägend mitzugestalten.

Die langfristigen Folgen seiner Erkrankung (Volker sprach von »Kollateralschäden«) zeigten sich seit Anfang des Jahres immer deutlicher. In einem zweiten, schon vom Titel her weniger optimistischen Blog, protokollierte er von da an seinen gesundheitlichen Verlauf mit dem aufmerksamen Blick auch für die kleinen Dinge des Lebens und dem ihm eigenen Humor. Von Volkers immer freundlicher, optimistischer, herzlicher Art verleitet, nahmen wir viel zu spät wahr, dass ihn seine zunehmende Immobilität sehr viel mehr zu schaffen machte, als er nach außen zeigen wollte.

Noch an unserem diesjährigen Sommerfest war er – wie immer – gut gelaunt dabei. Nahm sonntags noch am Sitz der Giordano Bruno Stiftung in Oberwesel an einem Vortrag teil, den er, gewohnt kritisch und fachlich fundiert, in seinem Blog dokumentierte. Zwei Tage später trafen wir uns zum Mittagessen, diskutierten, lachten, scherzten – vereinbarten ein Wiedersehen nach seinem geplanten Segelurlaub, verabschiedeten uns wie immer (»Tschüss. Man liest sich.«). Vier Tage später ist er tot.

»Ich bin völlig fassungslos…«, »Volker und ich hatten uns noch darüber unterhalten, wie gut er es mit seiner Dialyse und den Reisen hinbekommt. So ein überraschender Tod lässt einen immer rat- und hilflos zurück.« (Dirk), »Ich bin wirklich auch erschrocken und bedaure Volkers plötzlichen Tod sehr.« (Caroline), »… die Nachricht von Volkers Tod hat mich sehr erschüttert, umso mehr, als dass er diesen Weg so bewusst gegangen ist – Respekt. Er wird in vielerlei Hinsicht weiter Vorbild für uns sein können.« (Alexander vdN), »… eine sehr traurige Nachricht, die mich bewegt. So viele gemeinsame Momente bis in die jüngste Vergangenheit hinein.« (Alexander T.), »… bin ebenfalls erschüttert, werde Volkers fröhliches Lachen vermissen.« (Peter M.), »… [er] hat sich [wohl] innerlich vorbereitet. Das verdient Respekt.« (Peter L.), »Der Schmerz über einen Verlust ist der Preis für wahre Freundschaft.« (Jochen)

Gemäß seines Lebensmottos »I’m interested in the future, because I will spend the rest of my life in there«, gelang es Volker wie keinem anderen, neue Sichtweisen aufzuzeigen, zum Selberdenken anzuregen, Dinge voranzutreiben, mit schelmischer Freude fest in der Sache zu diskutieren, dabei aber immer den Menschen im Gegenüber zu achten, sich von den Umständen nicht unterkriegen zu lassen, neugierig bis zum Schluss das Leben auszuprobieren und zu genießen. Er hinterlässt eine große Lücke im Leben seiner Verwandten, seiner vielen Freunde, Gleichgesinnten und Weggefährten. Der Schmerz über den Verlust wird noch lange andauern…

»Tschüss Volker. Man erinnert sich.«

Thomas Wessely

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